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Aus Tagebüchern

Die folgenden Zitate stammen aus "Als Kriegsfreiwilliger nach Frankreich"

von Willibald Alexis

Erschienen 1913 als Nachdruck des Originals von 1844. Sie Stammen aus Briefen und Tagebüchen von Kriegsteilnehmern 1815.

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Am 29. Juni nach Warterloo

Die Namen, Quatrebas, Fleurus und Belle-Alliance, wir hörten sie und sie existierten wohl. Aber überall dem gab es noch keine ordnende Hand, die das Geschehen zur Geschichte wob.

Hätten wir damals gewußt durch welche Orte wir gerade marschierten, dann hätten wir diese Dörfer und Flecken wohl mit anderen Augen angesehen.

Und doch war es ein entsetzliches Bild- und ich sah nie wieder etwas ähnliches. So weit unser Auge reichte : niedergetretene Kornfelder.

Wie auf dem Boden zerstampft die Ähren, zerschossen und zerissen ganze Garben. Hier von tausend Hufen zermalmtes Gelände. Ein Graben, der voller Leichen gelegen hatte, nur noch der dunkle vom Blut gesättigte Boden zeigt, was dort geschehen. Und auch diese Ähren, die nicht mehr gelb, sondern dunkel, hatten Blut getrunken.

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Am 29. Juni nach Warterloo

Die Stadt Chaleroi sah halb verwüstet aus. Wenige ganze Fensterscheiben, eingestossene Türen, eingerissene Mauern, Fetzen und Lumpen umhergestreut. Die Bewohner meist entflohen, die wohnbaren Häuser voller Blessierter, in solchen Mengen, das sie die Menschen kaum fassen konnten.

 

Doch wir müssen weiter. Richtung Frankreich, nach Süden auf Beaumont. Auf dem Weg dahin übertreten wir die Grenze. Es war dies ein eigenes Gefühl; zum ersten Mal in Feindesland. ...."

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Text-Auszüge zum damaligen "Wasser-Tod"-Glauben:

Meine Feldflache zerbrach, indem sie an den Hirschfänger schlug und der schöne Wein tropfte in den Staub der Strasse. Das war Vergeudung; also trank ich schnell den Rest aus, um gleich nachher darüber besorgt zu werden, dass ich nach starker Erhitzung getrunken. Um diese Versündigung gegen die diätischen Regeln des alten Heim (Anm. Dr. Ernst Ludwig Heim, 1747-1834, einer der besten damaligen Diagnose-Ärzte in Berlin), welche in meinem Elternhause sehr streng beobachtet waren, wieder gutzumachen, musste ich einige Stück Zucker verschlucken und stark laufen.....

Text-Auszüge zum damaligen "Wasser-Tod"-Glauben:

Oft dachte ich später mit Lächeln daran, wenn wir, durchglüht vom heißen Tagesmarsche, uns an einem Quell niederwarfen , um oft nur sehr getrübtes Wasser in unsere Kehlen zu schlürfen.

"Dem Soldat schadet das nichts", sagte mir ein alter Unteroffizier der Landwehr, als er mich das erst mal dabei zaudern sah.

Zu Hause hatte man uns nicht gelehrt, dass die Soldaten andere Lungen haben als die übrigen Menschen, von denen der alte Heim gesagt, dass ein rascher Trunk nach großer Erhitzung tödlich werden könne.

Und wahrlich ist vom Wassertrinken, soviel mir bekannt, keiner der Kameraden gestorben.

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Zu Deserteuren
 

Es wurde ein sehr trauriges Gericht abgehalten.

Die Mehrzahl der jungen ungeübten Freiwilligen hatte sich tapfer in dem mörderischen Gefecht von Fleurus gehalten, aber nicht alle.

Wenigstens hatten einige nach dieser Schlacht die Sache der Verbündeten für verloren gehalten, dass sie auf ihrem Privatrückzuge sich bis Köln verirrten!

Jetzt waren sie wieder hier eingetroffen und ihr heutiges Gericht vor der Front des Regimentes ein äußerst beschämendes. Es wurden gegen einige die härteste Strafe verhängt.

Zum Biwakieren

Endlich wurden auch wir ins Lager kommandiert. Es lag auf einem grünen Anger mit Hecken umschlossen. Ein frohes Gewimmel aus Strohhütten, Wachen und Kochfeuern.

Die Arbeit, uns eine Hütte zu bauen, war uns so ungewohnt, dass unser Sechs den halben Tag damit verbrachten, junge Bäume zu fällen und ein Gerüst aufzurichten. Eine ärmliche Hütte, zu der uns zudem das Stroh fehlte, da es andere fort genommen hatten. So blieb nur bei nahegelegenen Gehöften unter den finsteren Blicken der Bauern, Ersatz zu schaffen.

Weil darüber der Abend herankam, konnten wir trotz der angelieferten Kochgeschirre nicht kochen. Die Müdigkeit machte aber bald den Hunger vergessen.

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